Reden der Feierstunde für Adolf von Wangenheim

Freiherr Peter Götz von Olenhusen: Begrüßung

Mitschrift der frei gehaltenen Rede

„Verehrte Gäste dieser Feierstunde, meine Damen und Herren, zu der Feierstunde aus Anlass der Verabschiedung des langjährigen Vorsitzenden des Landschaftsverbandes Südniedersachsen Adolf Freiherr von Wangenheim begrüße ich Sie sehr herzlich. Ich tue dies in meiner soeben erst erworbenen Eigenschaft als neuer Vorsitzender des Landschaftsverbandes Südniedersachsen und freue mich dass ich mit dieser Begrüßung in mein neues Amt starten darf und Sie hier herzlich willkommen heissen kann. Diese Feierstunde gilt dem Dank und der Ehrung von Adolf Freiherr von Wangenheim, den ich herzlich begrüße. Ich bin sicher, dass alle Gäste genau wie ich selbst, es sehr bewundern und anerkennen, mit welcher vorbildlichen Haltung unser scheidender Vorsitzender dieses Amt bis in das 91. Lebensjahr hinein ausgefüllt hat. Sehr geehrter Ministerpräsident Weil, es ist uns eine besondere Ehre und Freude, dass Sie sich die Zeit nehmen, heute hier zu sein und die Festansprache zur Verabschiedung von Herrn von Wangenheim zu halten. Wir wissen um die enorme Termindichte und Nachfrage, der ein Ministerpräsident ausgesetzt ist und nehmen ihre Anwesenheit auch als Wertschätzung und Anerkennung für die Arbeit der niedersächsischen Landschaftsverbände als wichtige Träger regionaler Kulturförderung.

Wir freuen uns auf Ihre Ansprache. [Namentlich Begrüßung der anwesenden Gäste]“

 

Landrat Bernhard Reuter (Göttingen): Grußwort

Mitschrift der frei gehaltenen Rede

„Verehrter Adolf Freiherr von Wangenheim, sehr geehrter Ministerpräsident und, jetzt mache ich es mir mal ganz einfach, liebe Brüder und Schwestern der kommunalen Familie, der Familie der historischen Landschaften, der Familie der modernen Landschaftsverbände, der Familie der S-Finanzgruppe, zu der die VGH gehört. Irgendwie gehöre ich ja auch zu allen Teilen dieser Familie, so kann man sich dann zur Begrüßung auch etwas kürzer fassen.
Meine sehr gehrten Damen und Herren, wie würdigt man die Verdienste einer Persönlichkeit wie Adolf Freiherr von Wangenheim? Ich formuliere das bewusst als Frage, denn es gibt unterschiedliche Wege einem solchen Tag gerecht zu werden. Gute und angemessene Worte werden wir gleich noch hören. Über meine Antwort habe ich lange nachgedacht. Warum, werde ich in wenigen Worten erläutern. Zuvor aber möchte ich festhalten, der äußere Rahmen dieser Veranstaltung ist ohne Zweifel äußerst gut gewählt. Das Welfenschloss Herzberg ist ein würdevoller und feierlicher Ort für diese Veranstaltung und eine besondere Freude ist für uns in Südniedersachsen die persönliche Anwesenheit des Ministerpräsidenten. Lieber Herr Weil, die gilt natürlich in erster Linie Herrn von Wangenheim, aber ich denke ein bisschen mehr steckt noch dahinter. Ich bin seit Anfang der neunziger Jahre im kommunalen Geschäft, kann es ein bisschen beurteilen und aus meiner Sicht hat noch kein Ministerpräsident so viel Aufmerksamkeit unserer Region zugewandt wie der derzeitige. Das schließt sowohl seine sozialdemokratischen wie seine christdemokratischen Vorgänger ein und der Bürgermeister hat ein Beispiel dafür erwähnt. Ich glaube man könnte eine ganze Menge weitere erwähnen. Viel wichtiger ist aber, dass durch ihr persönliches Wirken hier ein Aufbruch, eine dringend notwendige Aufbruchstimmung in Südniedersachsen entstanden ist und darüberhinaus Strukturen mit dem Projektbüro aufgebaut worden sind, die es erlauben unsere Region auch langfristig voranzubringen und das natürlich verbunden auch mit einem klaren Bekenntnis für bestimmte Dinge, die existentiell sind für unsere Region. Ich erwähne nur über eine Milliarde Euro für die Universitätsmedizin in Göttingen, aber auch kleine Projekte wie Schloss Herzberg, die der Bürgermeister erwähnt hat. Also ein Einsatz für Südniedersachsen für den ich persönlich an dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön sagen will. Und das zweite über das ich mich persönlich freue, ist die Feierstunde hier im Welfenschloss Herzberg. Viele von ihnen wissen, dass ich 31 Jahre lang Bürger dieser Stadt war. Wenn ich aus meinem Arbeitszimmer hinaus geguckt habe, habe ich das Welfenschloss gesehen und bin deswegen natürlich diesem Bauwerk in besonderer Weise verbunden. Ich begrüße sie alle sehr herzlich im Landkreis Göttingen.
Meine Damen und Herren zurück zu meiner Frage, wie würdigt man das Jahrzehnte lange Wirken Adolfs von Wangenheim für das kulturelle Leben in der Region, für die Teilhabe benachteiligter Menschen im sozialen Leben, für die Förderung von Familien, Kindern und Jugendlichen, für die Vielfalt, den inneren Zusammenhalt und nicht zuletzt für die Außenwahrnehmung der Region Südniedersachsen? Wie würdigt man seinen Beitrag bei der Gründung der modernen Landschaftsverbände und insbesondere für die Entwicklung des Landschaftsverbandes Südniedersachsen, an dessen Spitze er seit 1994 stand?Meine Damen und Herren, zwei Dinge machen eine Antwort auf diese Frage nicht so ganz einfach, das ist erstens die Komplexität der Strukturen, in denen Kulturförderung in Niedersachsen sich vollzieht, und das ist zweitens die persönliche Integrität und Zurückhaltung, mit der Adolf von Wangenheim stets agiert. Ihm waren die nachhaltige Wirkung und die gemeinschaftlich errungene Lösung stets wichtiger als der kurzfristige Triumph oder die öffentlichkeitswirksame Geste. Ihm ist jede Form der Selbstinszenierung völlig fremd. Umso eindrucksvoller ist das Ergebnis seines Wirkens. Die historischen Landschaften haben ihre Eigenständigkeit als Träger von Brandkasse und VGH bewahrt und gegen vielfältige Versuche einzelner Finanzminister aus unterschiedlichen Phasen mit unterschiedlicher parteipolitischer Konfiguration bewahrt. Und wir wissen alle, die im Thema drinstecken, dass das außerordentlich viel mit der Überzeugungskraft, der Autorität, der Person Adolf von Wangenheim zu tun hat. Und es sind nicht leere Traditionen, die hier verteidigt wurden, es sind lebendige Strukturen einer bundesweit einmaligen und extrem erfolgreichen Kulturförderung, die deshalb so erfolgreich ist, weil sie regional und lokal verankert ist. Einen Schönheitsfehler hatten die historischen Landschaften für eine moderne Kulturförderung. Adolf von Wangenheim hat das herausgespürt. Mein Osteroder Amtsvorgängern OKD Friedrich Karl Böttcher war damals auch mit dabei. Es fehlten nämlich die Landkreise. Die Landkreise haben aber eine eminente Bedeutung für die Kulturförderung, jedenfalls im ländlichen Raum. Unvorstellbar wie man das veranstalten soll ohne die Landkreise, die es eben bei der historischen Konstruktion der alten Landschaften nicht gab. Und deswegen die sehr kluge Einrichtung der modernen Landschaftsverbände. Und auch da spielte Adolf von Wangenheim bei der Ideengebung und Konstruktion eine sehr große Rolle. Dass die Landschaftsverbände sich auf die Ausschüttungen der VGH verlassen können, die wirklich notwendig sind, muss man hier nicht näher unterstreichen, aber es ist eben genau Ausfluss dieser beiden wichtigen Entscheidungen für die Adolf von Wangenheim gesorgt hat und damit die VGH als Förderer der Kultur in der Region versichert hat. Meine Damen und Herren, damit ist eigentlich die Frage, die ich vorhin gestellt habe, relativ einfach zu beantworten: ich habe das Erbe Adolf von Wangenheims skizziert und jetzt die Antwort, wie würdigt man ihn am besten: man würdigt ihn in meinen Augen am besten ganz einfach dadurch, dass wir sein Erbe bewahren. Ich möchte es noch deutlicher sagen, ich fühle mich persönlich verpflichtet, dieses Erbe zu bewahren, auch weil ich 17 Jahren an Ihrer Seite als Ihr stellvertretender Vorsitzender des Landschaftsverbandes Südniedersachsen die Überzeugung gewonnen habe, dass wir hier eine wirklich gute Konstruktion haben von der alle, denen Kultur in Südniedersachsen am Herzen liegt, enorm profitieren. Wir alle, die länger dabei sind, haben gespürt, dass die Entwicklung des Landschaftsverbandes Südniedersachsen in hohem Maße von Kontinuität und Verlässlichkeit gekennzeichnet sind und dafür steht niemand stärker als der bisherige Vorstandsvorsitzende, dafür steht Adolf von Wangenheim.
Lieber Herr von Wangenheim, meinen ganz herzlichen Dank, meinen Respekt bringe ich zum Ausdruck, indem ich sage, der Landkreis Göttingen und ich persönlich werden die Entwicklung des Landschaftsverbandes weiter unterstützen, auch wenn in einem großen Landkreis der Landrat nicht alles persönlich machen kann. Wir arbeiten weiter mit und ich stehe vollständig dahinter, das verspreche ich Ihnen ganz persönlich. Das verspreche ich auch Herrn Dr. von Olenhusen. Ich freue mich sehr, dass Sie dieses Amt übernommen haben. Wir haben mehrfach darüber gesprochen, dass es eine sehr gute Lösung ist und ich gratuliere Ihnen zu ihrer Wahl und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen und auf das gute Miteinander, das wir genauso miteinander haben werden wie das bei Ihrem Vorgänger der Fall war. Herzlichen Dank Adolf Freiherr von Wangenheim für das gute Miteinander über diese vielen Jahre hinaus und Ihnen allen ein herzliches Dankeschön für die Aufmerksamkeit.“

 

Ministerpräsident Stephan Weil: Festrede

Mitschrift der frei gehaltenen Rede

„Herr Landrat, Herr Bürgermeister, Herr Götz von Olenhusen, aber vor allen Dingen: Lieber Freiherr von Wangenheim,

vielen Dank für die Einladung. Es gibt natürlich einen sehr speziellen Grund, warum ich sehr gerne gekommen bin und das ist Adolf Freiherr von Wangenheim. Ich möchte gerne berichten, wie sich der Kontakt zwischen Herrn von Wangenheim und mir ergeben hat. Vor 20 Jahren, im Jahre des Herrn 1997, trat ein vergleichsweise junger Stadtkämmerer der Landeshauptstadt Hannover seine Dienste an und wurde für die Landeshauptstadt Hannover zugleich Vorsitzender der 2. Kurie der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft mit dem klangvollen Titel des Landschaftsrates. Die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft war für mich terra incognita. Ich konnte anfangs damit, unter uns gesagt, überhaupt nichts anfangen. Ich hatte davon noch nie gehört. Das war mir fremd. Der Titel des Landschaftsrates schien irgendwie nicht zu mir zu gehören. Es handelte sich um eine Umgebung in der ich mich, gelinde gesagt, anfangs wie ein Fremdkörper fühlte.
Und der Repräsentant dieser ganz anderen Welt, die ich damals kennen lernte, war Adolf Freiherr von Wangenheim. Er war, als präsidierender Landschaftsrat und Vorsitzender der Aufsichtsräte innerhalb der VGH, die unbestrittene Leitfigur. Er strahlte und strahlt eine unangefochtene Autorität aus, er repräsentiert große Erfahrung und große Umsicht gleichermaßen. Er argumentiert typischerweise sehr leise, ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, ihn jemals laut gehört zu haben, und zugleich außerordentlich präzise. Mit anderen Worten, es empfiehlt sich, Herrn von Wangenheim sehr genau zuzuhören, wenn man nicht etwas Wesentliches verpassen will. Und obendrein scheint es mir im Nachhinein, als ob er auch, jedenfalls im Umgang mit mir, eine milde Nachsicht hat walten lassen. Das ist meine Erinnerung an den Beginn unserer Zusammenarbeit.
Darüber hinaus habe ich aber noch etwas kennen und sehr zu schätzen gelernt: ein Denken in Familien über Generationen hinaus. Dieses Denken ist gekennzeichnet durch ein ausgeprägtes Bewusstsein der eigenen Geschichte, der eigenen Familie und ihrer Heimat. Die Verbindung von Geschichte und Heimat ist ihm gleichzeitig ein wesentliches Element des eigenen Selbstverständnisses – für die eigene Familie, für das eigene Leben und derjenigen, die danach kommen werden. Das hat mich damals beeindruckt und das tut es noch immer. Aus diesem Holz sind Menschen, die sich in der Verpflichtung sehen, nicht nur das eigenen Leben positiv zu gestalten, sondern auch so gut wie möglich positiv Einfluss zu nehmen auf die Gegenwart, die eigene Heimat, das eigenen Umfeld und weit darüber hinaus. Herr von Wangenheim ist dafür ein besonders gutes Beispiel.
Herr von Wangenheim  ist aber nicht nur für sein Umfeld in Südniedersachsen von Bedeutung, er war auch ein außerordentlich geschickter Politiker. Adolf Freiherr von Wangenheim war fast 20 Jahre lang Mitglied des Niedersächsischen Landtages, und er hat auch in dieser Zeit und darüber hinaus genau gewusst, wie er Interessen zu vertreten weiß, die ihm wichtig sind. Insbesondere solche der Landschaften.
Mit dem Wirken von Freiherr von Wangenheim verbinden sich bestimmte Meilensteine in der modernen Landschaftsgeschichte Niedersachsens. Zum Beispiel die Gründung der modernen Landschaften, deren wesentlicher Initiator er gewesen ist. Zum Beispiel die  tiefe Verbindung zwischen der Versicherungsgruppe Hannover, der Landschaftlichen Brandkasse, und dem niedersächsischen Sparkassenwesen – eine Zusammenarbeit, die für beide Seiten außerordentlich positiv ist und auch eine wechselseitige Existenzgrundlage darstellt. Die Kooperation eingeleitet zu haben,  ist ein bleibendes Verdienst von Freiherr von Wangenheim, das weit über seine niedersächsische Heimat hinausreicht. Und, last but not least, auch die Verteidigung und Behauptung des Landschaftswesens in Niedersachsen gehört zu seinen Verdiensten. Ich erinnere  mich an, sagen wir, „unsittliche“ Gedankenspiele der Landesebene, wie man denn an die hochinteressante Trägerschaft der Brandkrasse gelangen könnte. Da ging es dann weniger um Geschichte als mehr um schnöden Mammon. Diese Versuche gingen auch deswegen fehl, weil die Landschaften mit Adolf Freiherr von Wangenheim einen außerordentlich wirkungsmächtigen Fürsprecher und Vertreter ihrer Anliegen hatten.
Die hier Anwesenden danken heute dem langjährigen Vorsitzenden des Landschaftsverbandes Südniedersachsen. Im Namen des Landes Niedersachsen, also im Namen von etwa acht Millionen Menschen, darf ich hinzufügen, dass dieser Vorsitzende eben auch landesweit eine wichtige und bis heute fortdauernde Bedeutung erlangt hat.

Lieber Herr von Wangenheim, ich nehme an, es gibt nach wie vor zwischen uns den einen oder anderen Unterschied. Es könnte sein, dass wir bei den anstehenden Wahlen nicht an derselben Stelle unsere Kreuzchen machen. Ich will aber diesen Teil der persönlichen Würdigung einfach mit einem persönlichen Wort schließen. Ich danke Ihnen sehr für die vielen Begegnungen, die wir miteinander hatten und die mir ein Gewinn gewesen sind. Ich blicke auf Sie mit größter Wertschätzung, größtem Respekt und großer Dankbarkeit für alles das, was Sie dem Gemeinwesen Gutes getan haben – in ihrer südniedersächsischen Heimat, aber auch in Niedersachsen insgesamt. Und ich möchte mich bei Ihnen sehr herzlich für diese jahrzehntelange Arbeit bedanken. Lieber Herr von Wangenheim, das ist ein Verdienst, das wird bleiben, dessen bin ich mir sicher.
Wenn ich Gutes über Herrn von Wangenheim sage,  heißt das natürlich in Südniedersachsen Eulen nach Athen zu tragen. Ein Teil dieser beeindruckenden Bilanz besteht auch in der Arbeit des Landschaftsverbandes Südniedersachsen, an dessen Gründung Sie schon 1989 beteiligt gewesen sind und dessen Vorsitzender Sie seit 1994 waren. Ich kann mir vorstellen, dass gerade die letzten Jahre vielleicht auch eher Last als Lust gewesen sind. Aber Sie haben sich dieser Verpflichtung gestellt.
Dieser Landschaftsverband hat in der langen Zeit Ihres Wirkens, Herr von Wangenheim, viel Gutes getan. Ich weiß nicht, wer es gezählt hat, aber es sind mehr als 1800 einzelner Vorgänge, in denen Zuschüsse gewährt wurden in Höhe von insgesamt 7,3 Millionen Euro. Da sind oft kleine Beträge für ziemlich unspektakuläre Vorhaben geflossen, die in ihrer Summe aber dazu beigetragen haben, dass wir einen sehr reichen Fundus an Pflege von Kultur und insbesondere auch von Heimat in den unterschiedlichen Teilen Niedersachsens, in Ihrem Fall eben Südniedersachsens, haben. Dass Sie sich jahrzehntelang dieser kleinteiligen Aufgabe so gewidmet haben, finde ich durchaus typisch. Es passt in das Bild, das ich von Ihnen habe: Sie fühlen sich der Aufgabe verpflichtet und weniger den großen Zahlen, den großen Namen oder den großen Schlagzeilen.

Lassen Sie mich kurz ausführen, warum mir diese Arbeit für Südniedersachsen ganz besonders notwendig gewesen zu sein scheint. Und da muss ich jetzt doch ein wenig ausholen:
Südniedersachsen ist ein wunderschöner Teil Niedersachsens. Wenn ich bei diesem Wetter nach Südniedersachsen hinein fahre, geht mir das Herz auf – die Region ist in der Tat dann die Toskana des Nordens. Es handelt sich um eine alte Kulturlandschaft und man stolpert gewissermaßen von einer Sehenswürdigkeit in die nächste.
So weit, so schön, aber alle hier Anwesenden wissen auch, dass diese Region bei all ihren Qualitäten sehr spezielle Herausforderungen hat, die über einen sehr langen Zeitraum hinweg entstanden sind. Über viele Jahre hinweg hatte Südniedersachsen beispielsweise eine unterdurchschnittliche wirtschaftliche Entwicklung und hätte die Bevölkerungsentwicklung Anlass zur Gegensteuerung geben müssen. Nach einem so langen Zeitraum steht man nun vor einer umso größeren Herausforderung.
Wenn ich beispielhaft Osterode oder Herzberg erwähne, dann wissen alle Beteiligten, was ich meine. Südniedersachsen ist derjenige Teil unseres Landes, der als erster direkt erfährt, was akademisch ausgedrückt der demographische Wandel bedeutet. Ein Teil dieser Entwicklung ist nach meinem Eindruck auch dem Umstand geschuldet, dass die Kultur der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Nach-vorne-blickens, in Südniedersachsen über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend entwickelt gewesen ist.. Gelegentlich standen im politischen Raum die Differenzen eher im Vordergrund als die gemeinsamen Interessen. Es gibt Gegenbeispiele aus Niedersachsen, zum Beispiel im Nordwesten, wo man sehr genau sehen kann, welche ungeheure Schlagkraft eine Region entwickeln kann, wenn sie sich untereinander abstimmt und gemeinsam nach vorne geht.
Vor diesem Hintergrund empfinde ich die Arbeit des Landschaftsverbandes als ausgesprochen wichtig, denn er hat immer ein gutes Beispiel für regional abgestimmtes, regionalbewusstes Verhalten gegeben. Ich kann das umso unbeschwerter sagen, weil ich in größeren Teilen über die Vergangenheit spreche, nicht mehr über die Gegenwart. Mein Eindruck, dass sich in den letzten Jahren eine neue Form der Zusammenarbeit untereinander in Südniedersachsen etabliert hat – unter den politisch Verantwortlichen in dieser Region, aber auch verstärkt beispielsweise zwischen Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und wen man sich nur sonst noch denken kann. Das halte ich für einen ganz wesentlichen Erfolgsfaktor der weiteren regionalen Entwicklung.
Herr Landrat Reuter hat so freundlich über die vorläufige Bilanz der niedersächsischen Landesregierung und ihrem südniedersächsischen Engagement gesprochen, dass ich das an dieser Stelle hier nicht wiederholen muss. Aber es freut mich ungemein, dass dieser Ball aufgenommen worden ist, und dass wir auch nach meinem Eindruck jetzt an der Schwelle oder vielleicht schon inmitten  einer neuen Zusammenarbeit und auch einer neuen Dynamik in Südniedersachsen stehen. Um das mit einer Zahl zu untermauern: Die meisten von Ihnen werden schon einmal den Begriff des Südniedersachsenprogramms gehört haben. Durch diese politische Initiative sind bis jetzt 100 Millionen Euro in der Zwischenzeit für unterschiedliche Projekte mobilisiert worden und das, finde ich, lässt sich hören.
Dass es damit nicht sein Bewenden hat, zeigt Schloss Herzberg, wo wir heute sein dürfen. Herr Bürgermeister, ich hab mich sehr gefreut zu sehen, dass kluge Menschen die Baustelle in den Welfenfarben eingerüstet haben. Das passt. Schloss Herzberg ist ein schönes Beispiel dafür, welche Schätze Südniedersachsen bietet,  die aber eben auch gepflegt werden müssen.
Das gilt auch für das wohl spektakulärste Vorhaben dieser Art, das Herr Landrat Reuter angedeutet hat: Südniedersachsen ist im Bereich der medizinischen Versorgung existenziell angewiesen auf das Universitätsklinikum in Göttingen. Es gereicht niemandem zur Ehre auf Landesseite, feststellen zu müssen, dass dieses Klinikum in größeren Teilen abgängig ist. Dann besteht aber zumindest  die zwingende Verpflichtung dafür zu sorgen, dass künftig der richtige Weg eingeschlagen wird. Deswegen ist vorgesehen, dass dieses riesige Krankenhaus – es ist das drittgrößte in Niedersachsen – nach und nach neu gebaut werden wird. Es handelt sich um ein Riesenvorhaben, das sich über eine Reihe von Jahren hinziehen wird mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro. Hier muss etwas aufgeholt werden. Die Anstrengungen lohnen aber, denn das Potential des Universitätsklinikums in dieser Region ist groß. Und wenn ich schon mal im Bereich der Wissenschaft bin: Ich bin auch guten Mutes, dass die Universität Göttingen mit der nächsten Exzellenzinitiative wieder in die erste Bundesliga der deutschen Hochschulen zurückkehren  und damit ebenfalls zeigen wird: es passiert, es geht etwas voran hier in Südniedersachsen.

Meine sehr verehrten Damen und Herrn, das Ausscheiden von Herrn von Wangenheim fällt in eine Phase, in der man durchaus optimistisch und zuversichtlich auf Südniedersachsen blicken kann. Das haben Sie sich verdient und darum haben Sie sich verdient gemacht. Lassen Sie mich es so ausdrücken: Lieber Herr von Wangenheim, herzlichen Dank für die Arbeit für das Land Niedersachsen, aber auch ganz speziell für Ihre Arbeit in Ihrer Heimat hier in Südniedersachsen. Sie haben tiefe Spuren hinterlassen, auf die Sie stolz sein können. Vielen Dank!
Herr Götz von Olenhusen, Sie übernehmen ein wohlgeordnetes Haus – das ist bei Herrn von Wangenheim nicht anders vorstellbar. Aber der Landschaftsverband Südniedersachsen erhält auch einen würdigen Nachfolger. Wer so viele Jahre das Oberlandesgericht Celle souverän geleitet hat, der wird auch in Südniedersachsen Gutes tun, da bin ich absolut sicher.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bedanke mich noch einmal dafür, dass ich hier sein darf. Ich wünsche Ihnen, lieber Herr von Wangenheim, von Herzen alles Gute, viele gute Jahre und dem Landschaftsverband Südniedersachsen und seinem neuen Vorsitzenden viel Tatkraft, ein glückliches Händchen und gute Beiträge für die Entwicklung von Südniedersachsen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

 

Präsid. Landschaftsrat Friedrich von Lenthe (Aufsichtsratvorsitzender VGH): Grußwort

Mitschrift der frei gehaltenen Rede

„Herr Ministerpräsident, meine sehr verehrten Damen und Herren – ich glaube, alle anderen sind hinreichend begrüßt worden heute. Wenn ich jetzt aus Sicht der VGH-Familie ein kurzes Grußwort an Sie, an Herrn von Wangenheim, richten darf, dann müssen Sie sich hier eigentlich drei Personen vorstellen, denn ich spreche selbstverständlich auch für Hochwürden, unseren Vorsitzenden des Brandkassenausschusses und Präsidenten der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft und auch für Herrn Kasten, den Vorstandsvorsitzenden. Aber einer muss es machen, einer, lieber Herr von Wangenheim, darf es machen. Ich habe mir überlegt, ob wir uns eigentlich heute so begegnen, wie wir das immer in den Gremien tun, in denen wir uns immer strikt siezen. Darauf verzichte ich heute mal. Du bist mir so vertraut, ich falle mal ins vertraute „Du“. Ich kann mir vorstellen, dass Du dich hier wie zu Hause fühlst. In einem Schloss, in einem Rittersaal, mit vielen Ahnen um Dich herum. Und wenn wir Dich jetzt fragten, wahrscheinlich könntest Du zu jedem Bild, das hier hängt auch gleich die Geschichte erzählen. Und wir freuen uns alle und sind deshalb auch in so riesiger Zahl und prominent besetzt gekommen, um Dir noch einmal in vielfältiger Weise Dank zu sagen. Was für ein herrlicher Tag also für uns alle!
Ich möchte mir jetzt verkneifen, Ihnen diese komplexe Situation noch einmal zu schildern: Mit historischen Landschaften, mit neuen Landschaften, mit Landschaften die ein „e.V.“ dahinter haben, usw.. Ich gehe mal davon aus, Sie kennen das alle. Ich möchte aber behaupten, dass Du, lieber Adolf, was die wirklich historischen Einrichtungen angeht, sozusagen, die personifizierte Ritterschaft, die personifizierte Landschaft und auch die personifizierte Brandkasse bist – in deiner Generation auf jeden Fall. Und Herr Weil hat es erwähnt: Warum ist das so? Weil Du, in Deiner Zeit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort warst. Und das über viele, viele Jahre. Für die, die es nicht wissen: Herr von Wangenheim ist über 50 Jahre in den Gremien der Brandkasse [gewesen]. 50 Jahre! In Worten: fünfzig. Denn, ohne ihn, ohne Herrn von Wangenheim, gäbe es kein Klosterkammerurteil. Alle die, die diese schöne Festschrift zum achtzigsten Geburtstag gelesen haben – wer es nicht getan hat, dem sei das sehr empfohlen – der weiß, worum es geht. Das Land Niedersachsen wollte an das gebundene Vermögen heran, nämlich an das der Klosterkammer. Herr von Wangenheim hat das erkannt, er ist vor den Staatsgerichtshof in Bückeburg gezogen und hat das verhindert. Ohne ihn gäbe es nicht das niedersächsischen Gesetz für die öffentlich-rechtlichen Versicherungen [aus dem] Jahre 1994. Das war nötig, weil das Brandversicherungsmonopol durch die EU aufgehoben wurde. Und ohne ihn gäbe es – und das scheint mir das Allerwichtigsten zu sein – nicht den berühmten Artikel 72 der niedersächsischen Verfassung, in dem alle diese heimatgebundenen Einrichtungen unter Verfassungsschutz gestellt wurden. Und was hat Herr von Wangenheim damit zu tun? Na – Sie alle wissen es! Er hat im Landtag gesessen und wie zufällig in allen entscheidenden Ausschüssen, Gremien und hat seinen Einfluss geltend gemacht und dann sind diese Gesetze bis hin zu dieser wichtigen Passage in der niedersächsischen Verfassung alle dort hinein gekommen. Jedes Thema für sich – abendfüllend! – aber dazu ist heute nicht der Raum. Abendfüllend auch deshalb, weil man eben doch außerhalb dieses Kreises, insbesondere in politischen Kreisen, immer erstaunt ist, wie wenig diese Leuchttürme im Land Niedersachsen – historisch bedingt – bekannt sind. In den Vorgängerregierungen – diese jetzige Regierung nicht, das mag auch daran liegen, dass der Ministerpräsident, der jetzige, die Dinge verstanden hat – hat es immer wieder Attacken auf das Vermögen der Brandkasse gegeben. Mehrere: Nach dem 2. Weltkrieg exakt drei! Ich fürchte, sie haben es alle nicht so richtig verstanden, was das bedeutet, diese alten Einrichtungen zu pflegen, die sich vor allen Dingen ja durch eines auszeichnen: Sie sind parteipolitisch völlig neutral. Wir setzen alle, wenn wir in die Gremien gehen, unseren, wenn wir ihn überhaupt haben, parteipolitischen Hut ab, gehen da rein, machen unseren Arbeit und wenn wir rausgehen, können wir ihn ja gerne wieder aufsetzen. Wir haben darüber quer über alle parteipolitischen Gruppierungen nie eine Auseinandersetzung in all diesen Gremien innerhalb dieser historischen Einrichtungen gehabt und das ist ein Wert für sich! Also, lieber Adolf, in deinen neunzehn Jahren im Landtag hast Du dort zur richtigen Zeit am richtigen Ort gesessen.
Ohne Herrn von Wangenheim gäbe es auch die Landschaftsverbände nicht, das ist erwähnt worden. Die Gründung der Landschaftsverbände ging von den historischen Landschaften, vor allem in der Anfangszeit von Stade, aus – Stichwort ist Herr von der Decken, Tassilo von der Decken – aber eben auch von Herrn von Wangenheim, dem es gelang, flächendeckend die Kulturförderung auch in die Bereiche zu bringen, die nicht unbedingt geschäftsbedingt der VGH unterliegen. Da gab es auch, Herr Reuter hat das angedeutet, durchaus pro domo aus Sicht der Träger, der Brandkassen, einen Grund, denn als die Brandkassen 1750 gegründet wurde, gab es schon die Landschaften, die gibt es im übrigen ja bis heute unverändert fort. Aber es gab keine Landkreise, und die mussten eingebunden werden. Und die Kunst bestand jetzt darin, sie insbesondere an den Geldzuwendungen, an den Geldströmen zu beteiligen, aber ohne, dass das historische Gerüst der Brandkasse, also sprich die Trägergremien dadurch beeinflusst wurden. Und das ist durch diese Gründung der Landschaften ganz wunderbar gelungen. Herr von Wangenheim hat dazu maßgeblich beigetragen. Und dass ein auch älter werdender Herr von Wangenheim durchaus der Moderne aufgeschlossen ist, hat er dann gezeigt, als er gerade den südniedersächsischen Landschaftsverband mit Herrn Oppermann damals modernisiert hat, in dem er ihn nach Abschaffung der Bezirksregierung mit Aufgaben betreut hat als Pilotprojekt, die in früheren Jahren unvorstellbar waren: Eine Ausweitung auch auf staatliche Aufgaben in der Kulturförderung, denen sich Herr von Wangenheim dann nicht verschlossen hat. Und, Herr Martin, ich glaube, ich darf sagen, für Sie und alle anderen Landschaftsverbände, das war ein Herausforderung für Sie, aber das war eine positive Herausforderung und heute kann man sagen, alles gut gelaufen und schön, dass solche Aufgaben bei den Landschaftsverbänden gelandet sind. Aus Sicht der VGH, in diesem Teil vielleicht noch die gute Botschaft, sind wir jedenfalls seitens der VGH bereit, diese dem Gemeinwohl gewidmete finanzielle Unterstützung auch weiterhin zu leisten und zur Verfügung zu stellen. In welchem Umfang und in welcher Höhe, das müssen wir mal abwarten. Denn es gibt ja auch die Stiftungen noch, in denen die historischen Landschaften sich mit einbringen, ich denke aber, dass es keinen Rückschritt geben wird. Ich möchte aber diese Botschaft, diese positive Botschaft vielleicht so umschreiben: Geht es der VGH gut, geht es auch der Kulturförderung im Lande und insbesondere in den Landschaftsverbänden auch in der Zukunft gut.Herr Ministerpräsident, ich wollte an dieser Stelle Ihnen noch einmal ganz herzlich sagen, weil Sie vorhin erwähnten, dass Sie sich in der Landschaft vielleicht anfangs so ein bisschen unbehaglich gefühlt haben: ich sage das nicht nur heute und ich habe gesagt wir sind hier parteipolitisch wirklich alle neutral – aber Ihre Unterstützung in der Attacke der Landesregierung von 2004 bis 2006, auf die Brandkasse, da haben Sie uns eine Unterstützung gegeben, auch schon dann als OB [Weil war von 2006-2013 Oberbürgermeister von Hannover Anm. LVS] die ich hier in der Öffentlichkeit auch nochmal betonen will – jedenfalls hier innerhalb der Familie – die war bemerkenswert und das sei auch über den Tag unvergessen. Ich darf mich an dieser Stelle nochmal sehr bedanken, dass war sehr, sehr wertvoll. Vielen Dank! [Applaus]

Lieber Adolf! Vielleicht noch ein persönliches Wort an Dich: Ich muss Dir gestehen, als wir uns kennengelernt haben, da war ich schon ein junger Erwachsener und ich mochte Dich kaum ansprechen, ich war so voller Respekt Dir gegenüber – ich vermute, das wird manchen von Ihnen auch so gegangen sein – dass ich mich kaum mit einem Wort an Dich wenden mochte, weil ich immer dachte: „Wenn Du dem jetzt ne Frage stellst, dann wird der denken, ,Was ist das denn für ne dumme Frage?!’“. Denn er wusste alles, er war überall fit und das ganze Konglomerat dieser historischen Einrichtungen, das war mir alles ein Buch mit sieben Siegeln. Du hast mich das aber nie spüren lassen. Und ich bin außerordentlich dankbar, dass wir im Laufe der vielen Jahre, die wir jetzt schon zusammen arbeiten, ein fast väterliches, freundschaftliches Verhältnis haben aufbauen dürfen. Vielen Dank dafür! Ich habe ganz, ganz viel von Dir gelernt, das darf ich Dir einfach mal so sagen. Das Entscheidende, was Du mir beigebracht hast, ist: „Friedrich,“ so hast du immer gesagt, „die Personalfragen, das ist das Entscheidende. Wenn Du zur richtigen Zeit die richtigen Leute an die richtige Stelle setzt, dann kann Dir eigentlich nicht viel passieren. Und das habe ich mir hinter die Ohren geschrieben! Und – nun gehts nicht um mich heute – aber ich glaube, bisher ist das so ganz gut gelungen. Das ist Dein Verdienst! Ich darf Ihnen vielleicht mal erzählen, wie das anderer Stelle lief. Ich war ja ein unerfahrenes Greenhorn damals. Wir hatten den Grundbesitzerverband und dann gab es nach der Wende für Herrn von Wangenheim noch andere Aufgaben mit den Restitutionsfragen im Osten. Da wollte er den Vorsitz von dem Grundbesitzerverband gerne loswerden, aber das war alles nicht so richtig besprochen. Jedenfalls gab es eine Mitgliederversammlung, ich saß da in der ersten Reihe, aber relativ unbeteiligt, war normales Vorstandsmitglied und auf einmal sagt Herr von Wangenheim oben am Rednerpult: „Ja, meine Damen und Herren, nun ich habe mir überlegt, ich habe im Moment andere Aufgaben, hier in der ersten Reihe sitzt auch ein zukunftsträchtiger junger Mann, der könnte die Aufgabe wohl übernehmen. Sie sind doch alle damit einverstanden, dass Herr von Lenthe den Vorsitz hier übernimmt. Friedrich, komm mal nach vorne, übernimm mal.“ – Das war meine Inthronisierung. Da erinnerst Du Dich dran, nicht? Das war für mich schrecklich damals, aber so ist das, ins kalte Wasser geschmissen! Was haben wir von Dir noch lernen können? Und wir – das sind wir alle. Du hast die wunderbare Gabe, loslassen zu können. Und dazu hast Du uns Gremienmitgliedern im Aufsichtsrat auch noch ein kleines Ei ins Nest gelegt. Du hast nämlich zu Deiner Zeit, kurz vor dem Auslaufen Deiner Amtszeit, die Altersbegrenzung eingeführt. Und hast gesagt: „Mit 70 ist Schluss. Da sind so einige drin, die wollen nicht freiwillig gehen, mit 70 ist Schluss. Ich fall da selbst auch bald drunter – macht nichts, dann geh ich nach Hause.“ DAS nennt man loslassen. Du warst in dieser Hinsicht sehr, sehr verwandt mit der Einstellung meines Vaters und insofern war das mir irgendwie sehr bekannt. Auch für diese Einstellung zu den Dingen, dass alles seine Zeit hat: Herzlichen Dank. Ich habe mir auch das hinter die Ohren geschrieben und hab mir gesagt: „Hör rechtzeitig auf, bevor Du herausgebeten wirst, das bringt nichts.“ Und als Drittes möchte ich gerne betonen, dass Du eine Gabe hast, die auch wirklich bedenkens- und beneidenswert ist: Du hast in die Leute, die Du mit Aufgaben betraust ein riesiges Vertrauen. Als Du aus dem Aufsichtsrat gingst und ich das ja dann im fliegenden Galopp übernahm, haben wir Dich damals zum Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt. Dazu hast Du nur kommentiert: „Völliger Blödsinn, muss alles gar nicht sein.“ Das war Deine Kommentierung in diese Richtung. Und dann hast Du zu mir gesagt: „Ich werde nicht ein einziges Mal in der Sitzung auftauchen. Aber wenn Du mich brauchst, Du hast meine Telefonnummer, ruf mich an.“ Und das habe ich auch oft getan. Vielen Dank für dieses Vertrauen.

Und jetzt komme ich nochmal zum Loslassen. Nun wissen wir alle, dass Du im Februar einen runden Geburtstag hattest und nun könnten sich natürlich viele im Raum fragen: „Ja und wie war das mit dem Loslassen hier beim südniedersächsischen Landschaftsverband?!“ – Naja, manchmal ist das eben so: Man muss abwarten, bis der richtige Nachfolger da ist. Und den hast Du in Peter Olenhusen [Dr. Peter Götz von Olenhusen Anm. LVS] jetzt gefunden. Der ist im übrigen dein Patensohn. Und ich darf mich bei Dir für Deine Arbeit für den südniedersächsischen Landschaftsverband, aberinsbesondere auch die gesamte VGH-Gruppe und alle von mir angedeuteten Themen nochmal hier und nochmal heute sehr herzlich bedanken. Und Dir, lieber Peter, alles Gute bei Deiner neuen Aufgabe. Ad multos annos, lieber Adolf. Vielen Dank!“

 

Adolf Freiherr von Wangenheim: Erwiderung und Dank

Mitschrift der frei gehaltenen Rede

„Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf mich zunächst sehr herzlich bei Ihnen allen bedanken, dass Sie an diesem schönen Sommernachmittag und -abend hier den Weg nach Herzberg gefunden haben, und dass wir uns noch einmal in dieser großen Runde so zusammenfinden konnten. Das war für mich eine große Freude und ich bedanke mich sehr herzlich bei Ihnen allen, die Sie daran teilgenommen haben. Ganz besonders möchte ich mich aber bei Ihnen, Herr Ministerpräsident, bedanken. Wir wissen alle, dass Sie im Moment in Ihrer Amtsführung es nicht leicht haben, und dass Sie trotzdem den Weg hierher gefunden haben, ist alles andere als selbstverständlich. Auch dafür, ganz besonders, meinen sehr herzlichen Dank.

Nun darf ich vielleicht noch ein paar Bemerkungen machen zu unserem Landschaftsverband, um den es hier eigentlich heute Abend geht, und da geht es um folgendes: Ich möchte mich auch bei unserem Geschäftsführer, Herrn Martin, sehr herzlich bedanken, mit dem wir eine wirklich glückliche Wahl getroffen hatten, an der ich selber noch gar nicht beteiligt war. Als ich dann zum Vorsitzenden hier gemacht wurde, gab es den Geschäftsführer schon und der hat mir die Dinge auch über die Jahre eigentlich sehr leicht gemacht.

Ich habe in sehr guter Erinnerung, Herr Reuter, dass Sie ja lange der stellvertretende Vorsitzende waren. Sie saßen zu meiner rechten Hand, auf der linken Seite hatte ich den Herrn Geschäftsführer, und besser eingerahmt konnte ich eigentlich gar nicht sein. Sodass, wenn ich irgendwo mal ein kleines Problem hatte, wurde mir von links oder von rechts dann schon der Weg gezeigt, wie man das wieder herauskommt. Und besonders geschätzt habe ich, Herr Reuter, dass Sie eine Art hatten, die ich sehr bewundere, dass Sie eigentlich sehr schnell mit wenigen Worten zu den einzelnen Vorgängen – und das waren ja meistens eben Geldzuwendungen, die wir zu beschließen hatten – wo man durchaus auch verschiedener Meinung sein konnte, ob das nun so wichtig ist, denn vieles mussten wir ja auch ablehnen, was uns nicht leicht gefallen ist, und Herr Reuter, da hatten Sie eine Begabung, den sachlichen Hintergrund so klar darzustellen, dass es kaum noch Widerspruch gab.

Sodass ich eigentlich als Vorsitzender die Rolle gar nicht übernehmen brauchte, die wurde mir weitgehend schon abgenommen. Das erleichtert es natürlich sehr, und wenn dann trotzdem noch jemand das Wort haben möchte, habe ich das auch gerne nochmal zugegeben und wir haben nochmal neu diskutiert, aber am Ende sind wir doch fast immer zu einstimmigen Beschlüssen gekommen. Und die Sache wurde dann schwieriger, als wir zwar größere Mittel hatten, aber auch mehr Anträge bekamen. Es stellte sich nämlich heraus, dass für einen Regierungspräsidenten erst in Hildesheim und dann in Braunschweig die Dinge anders verhandelt wurden, als wir das so kennen. Und dass es nun plötzlich sehr viel mehr Anträge auch gab, mit der Folge, – wir hatten deswegen ja nicht mehr Geld – dass wir auch mehr Ablehnungen machen mussten.

Und nun, und dafür bin ich nochmal unserem Geschäftsführer dankbar, hat er es hingekriegt, dass die Leute, die auch eine Ablehnung hinnehmen mussten, uns nicht wirklich böse waren und dafür auch Verständnis hatten. Das ist nicht alles selbstverständlich, hat aber unserem Verband, auch für sein Ansehen nach draußen, natürlich sehr geholfen.

Bei allen Beteiligten möchte ich mich auch dafür sehr, sehr herzlich bedanken, und hoffe, dass das in dieser guten Art und Weise in Zukunft auch so weiter geht. Und für unseren Verband ist ja noch eins für mich höchsterstaunlich: Wir haben inzwischen ja eine Reihe von Aufgaben zusätzlich übernommen, die eigentlich gar nicht faktisch in unserem Verzeichnis standen, und immer wieder von Neuem merke ich, dass nun auch selbst von der Bundesebene plötzlich neue Mittel für unseren Raum hier zu Verfügung gestellt werden. Bis hin im Süden – wie Herr Ministerpräsident das dann vorhin schon erläutert hat – dass dann immer wieder gesagt wird: „Das könnte eigentlich der Landschaftsverband auch übernehmen, quasi als Geschäftsführung.“ Und das ist ein großes Zeichen, wie viel Vertrauen man inzwischen in diese Einrichtung hat und es freut mich sehr, dass das einen so schönen weiteren Gang genommen hat und wir werden das in Zukunft wahrscheinlich in verstärktem Maß immer sehr nötig haben.

Herzlichen Dank nochmal an alle. Ich bedanke mich bei allen, die den Weg hierher gefunden haben und ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Nachmittag, Sonnenschein und eine angenehme Heimfahrt. Herzlichen Dank!“